XIX. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft

Campus Neues Palais der Universität Potsdam (Haus 8)
30. Mai – 2. Juni 2023






Das Zwischenspiel – interludium, interlude – egal ob musikalischer oder szenischer Art, oder in literarischer Adaption – ist als Teil ästhetischer Werke wohlbekannt. Es verbindet formal Getrenntes über gewahrte Grenzen hinweg und leistet, obwohl oft ästhetisch geringgeschätzt, im Hinblick auf die Struktur des Ganzen damit Unverzichtbares.

        Die Künste greifen dabei auf eine faszinierende Eigenschaft des Spiels zurück, auf die schon der alltägliche Sprachgebrauch verweist. Das Spiel verbindet Heterogenes, einander Fremdes – und zwar ohne Grund, ja mehr noch, exakt durch die Absenz jeglichen Grunds: wenn Etwas Spiel hat, kann es sich ‚frei‘ bewegen, ohne deshalb gänzlich den Kontakt zu Anderem zu verlieren oder vom Benachbarten völlig determiniert, festgelegt zu sein.
        Die Tagung in Potsdam möchte diesem Spiel eines produktiven, kreativen Zwischens nachgehen. Vielleicht lässt sich so dem für unser Fach namensgebenden und doch nicht unproblematischen Paradigma des Vergleichens – „Kein Kunstwerk behauptet, daß es unvergleichbar ist (das behauptet allenfalls der Künstler oder der Kritiker), wohl aber verlangt es, daß es nicht verglichen werde.“, schrieb Peter Szondi –  ein etwas verschobenes Paradigma des In-Kontakt-Tretens zur Seite stellen: Ein In-Kontakt-Treten, das nicht über ein abstraktes Ähnlichkeits- oder Vergleichskriterium zustande kommt, sondern sich ereignet als ein beobachtbares Spiel von Resonanzen, von Abstoßungen und Anziehungen, die ein produktives Zwischen, einen Raum des Spiels eröffnen und uns Rezipient*innen darin involvieren.